Förderverein Streuobstwiesen
 an Murg und Oos e.V.

 

Stammtisch Februar 2023

 

Teil 2: Wie können wir insekten- bzw. bienenfreundliche                                              Umgebungen schaffen? 

Als Wähler -  politische Ziele

  • Verbot stark risikobehafteter Pestizide, strengere Zulassungsverfahren
  • Beschränkung des Pestizideinsatzes (Pestizidreduktionsprogramm)
  • 5 % nutzungsfreie Waldflächen (Alt- und Totholzkonzept)
  • Stärkung des Prinzips öffentlicher Gelder für öffentliche Leistungen
  • Schaffung von Anreizen für nachhaltige, regional angepasste Landnutzung (ökologische Landwirtschaft)

 

Als Besitzer von Privatgärten ...

Tipps für lebendige Gärten: 

Hilfe für Insekten:

  • Keine Pestizide!
  • Insektenhotels,  noch viel wichtiger: ein paar Quadratmeter von offenen und ungestörten Bodenflächen für die große Anzahl (75%) der bodenbrütenden Wildbienen
  • Im Herbst nicht alle Halme abschneiden, sondern erst im Frühjahr: viele Wildbenen, Heuschrecken, ... brüten in hohlen Pflanzenstengeln von abgeblühten Pflanzen 
  • Möglichst den ganzen Frühling und Sommer über blühende Pflanzen
  • Möglichst hohe Artenvielfalt, v.a. einheimische Arten
  • Laubbäume und –sträucher bevorzugen, am besten blühende und fruchtende Arten
  • Am Rand auch ein paar Brennnesseln stehen lassen
  • Im Herbst Laub unter den Büschen lassen, nicht alles wegräumen
  • Einen Komposthaufen anlegen
  • Eine Blumenwiese anlegen (Achtung beim Kauf von Samen: Viele Mischungen sind völlig ungeeignet, weil keine einheimischen angepassten Arten enthalten sind und sie für Insekten und Vögel uninteressant sind)
  • Keinen Mähroboter einsetzen - der Natur Raum lassen -:)
  • Keine dauerhafte Außenbeleuchtung einschalten 

 

Als Konsumenten ...

  • Allgemein weniger Produkte aus der industriellen Landwirtschaft verbrauchen
  • Reduktion tierischer Produkte, insbesondere aus der industriellen Landwirtschaft (im Hinblick auf Pestizide und den Stickstoffüberschuss)
  • regional und saisonal einkaufen
  • wenig verarbeitete Lebensmittel bevorzugen

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Tipps für Blumenwiesen:

  • selten mähen, möglichst spät im Jahr, am besten nur 1-2 Mal im Jahr
  • Das Gras nicht zu kurz schneiden
  • Auf keinen Fall düngen
  • Moos nicht bekämpfen
  • Bei einem größeren Stück, wenn möglich nicht alles auf einmal mähen
  • Nicht in einem enger werdenden Kreis mähen, sondern in Streifen
  • Blumeninseln stehen lassen, bis sie sich ausgesamt haben

 

... und natürlich als Bewirtschafter von Streuobstwiesen

Wiesen mähen, wann und wie?

Durch das Mulchen mit dem Kreiselmäher werden nicht nur Amphibien und Reptilien, sondern auch nicht flugfähige Insekten getötet.

Dr. Matthias Nuß, ein Schmetterlingsforscher,  empfiehlt auf der Seite von MDR-Wissen: 

https://www.mdr.de/wissen/umwelt/sachsen-blueht-wiesen-fuer-die-insekten-100.html

  • Wiesen max. dreimal im Jahr mähen
  • bei jedem Mahdtermin einen Teil der Fläche ungemäht belassen: in diesem Teil können sich dann Teile der Insektenpopulationen weiterentwickeln. Und von diesem Teil können sich dann die Insekten wieder in die Fläche ausbreiten.

Erster Mahdtermin: 

Dr. M. Nuß: "Die Gräser fangen immer sofort an zu wachsen, wenn wir keinen Frost mehr haben. Im Flachland Mitte Mai, dann sind sie schon in voller Blüte. Und jetzt muss ich eigentlich eine Wiese mähen, um die Gräser zurückzunehmen. Und dann kommt Luft und Licht in meine Wiese. Und jetzt können sich doch mal die krautigen Pflanzen entwickeln."

Zweiter Mahdtermin:

Dr. M. Nuß: "Mäht man dann die Wiese Mitte bis Ende Juli ein zweites Mal, stimuliert man einen Blütenflor im Sommer, erklärt Matthias Nuß. Eine Wiese bis zum September durchwachsen zu lassen, mache aber keinen Sinn. Man würde nur Pflanzen bevorteilen, die eine hohe Wuchsform haben. Nach etwa drei Jahren hätte man dann keine Wiese mehr, sondern eine Staudenvegetation. Der Zeitpunkt des Mähens, der sogenannte Mahdtermin, beeinflusst also sehr stark die Zusammensetzung der Pflanzen auf meiner Fläche."

Dritter Mahdtermin: 

Dr. Stark: "Nicht zu spät, sonst werden die Brutgelege von in Pflanzenstengeln und Stauden abgelegten Eiern, so z. B. Wildbienen, Heuschrecken oder von in Gräsern überwinternden Puppen von Tagfaltern zerstört. (Augenfalter legen ihre Eier ausschließlich an Gräsern ab, daher auch Bezeichnung Grasfalter)."

Auf der Seite des MDR-Wissen gibt es viel Interessantes zu finden: 

Video: Wiesen mähen – aber richtig (5Min.) - Dr. M. Nuß

Thema: Schön und nützlich: Bienen retten mit Blühwiesen im Harz, dazu Video: „Harzer Landwirt entscheidet sich für Artenschutz“  (6 Min.) und „ Win-win-Situation für Bauern und Insekten: der Blühstreifen“ (4 Min.), …

Video: „Wie geht es unseren Insekten“ (45 Min.)

Kommentar einer befreundeten Biologin zum Thema "Wiesen mähen" auf der linken Seite:

"Ich freue mich, dass Du Dich für den Naturschutz einsetzt!

Ich lerne jedes Jahr dazu und werde bescheiden: man kann gar nie alles richtig machen...  Im Laufe der Jahrzehnte habe ich gelernt, dass es sehr von den Wiesenpflanzen abhängt, was die beste Mähstrategie ist.

Herr Nuss hat sicher im Normalfall recht. Bei unserer  Wiese (im Murgtal, Anm. der Red.) gibt es aber Orchideen, die wir komplett abmähen würden, wenn wir im Mai mähen würden. Eine Mahd im Juli würde den Großen Wiesenknopf abmähen, den die Bläulingsfalter brauchen, die auf der Roten Liste stehen."

Ein weiterer Kommentar zum Thema "Wiesen mähen" auf der linken Seite:

 "Auf unserer Wiese kommen im Frühjahr Veilchen und Schlüsselblümchen, die alle weg wären, wenn wir im Mai mähen würden...

Ganz wichtig ist, dass nicht gedüngt wird und möglichst wenig gemäht wird. Blumeninseln stehen lassen macht auch Spass, das mache ich immer mit Habichtskraut oder mit Günsel und die Bienen freuen sich.

Weidehaltung von Tieren macht die Blumenwiesen komplett kaputt. Daran denken viele nicht. Es wäre viel besser, Tiere nur auf kleineren Bereichen draußen zu lassen und ihnen dann das abgeschnittene Heu zu bringen, damit die Blütenpflanzen sich aussamen können. Dazu gibt es in Frankreich (z.B., im Mercantour) supergute Erfahrungen. Dort gibt es wunderbar viele Blüten und dementsprechend viele Insekten, nicht so wie im Allgäu, wo es die Rinder zwar schön haben, aber Wildpflanzen und Insekten keine Chance haben."