Förderverein Streuobstwiesen
 an Murg und Oos e.V.

Stammtisch Mai 2022

Diplodia - Schwarzer Rindenbrand: 
Erscheinungsbild und erste Hinweise zur Bekämpfung und Prävention - für das Überleben unserer Streuobstwiesen weitere Forschungsergebnisse dringend notwendig

Nach einem Monat Pause, in dem unsere Mitgliederversamm-lung stattfand (Ergebnisse der Besprechungen und der Wahlen in einem Bericht unter dem Menupunkt "Presse"), trafen wir uns am  5. Mai wieder zu unserem Stammtisch. 

Als Referenin  konnten wir Frau Julia Zugschwerdt vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg in Durlach gewinnen, die seit eineinhalb Jahren dort gemeinsm mit Kollegen in einem Forschungsprojekt zum Schwarzen Rindenbrand tätig ist.

Beim Schwarzen Rindenbrand des Kernobstes handelt es sich um eine Erkrankung, die von Pilzen aus der Gattung Diplodia hervorgerufen wird. Sie führen zur Schwarzverfärbung der Rinde, die im weiteren Krankheitsverlauf aufreißt und sich von dem darunterliegenden Holzteil ablöst. 

Der Klimawandel mit heißen und trockenen Sommern der letzten Jahre setzt insbesondere unseren Apfel-, aber auch Birnen und Quittenbäumen zu. 

In Baden-Württemberg erreichte die Pilzkrankheit erstmals ein größeres Ausmaß in Folge des Hitzesommers 2003. Insbesondere auf Streuobstwiesen waren massive Schäden anden Bäumen vorzufinden. 

Die Forschung zur Bekämpfung und Prävention dieser Baumkrankheit noch in den Kinderschuhen: es gibt mittlerweile bereits einige Ergebnisse aus Forschungs-projekten verschiedener Bundesländer. Viele Versuche wird man die nächsten Jahre weiter beobachten und auswerten, andere neu anlegen müssen,   um mit der Zeit valide Ergebnisse zur Prävention und Behandlung von Diplodia zu erhalten.

Foto: Klaus Rupp

Foto: Klaus Rupp

Das LTZ Augustenberg ermittelt in einem vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg geförderten Projekt seit dem Herbst 2020 Abwehrstrategien gegen den Schwarzen Rindenbrand.  Untersucht werden auch die  Verbreitung in Baden-Württemberg und um die Anfälligkeitsunterschiede verschiedener Sorten mögliche Sanierungsmaßnahmen. 

Die Infektion erfolgt über Wunden. Meistens werden die Symptome erst nach/während einer Stressphase sichtbar: insbesondere bei großer Trockenheit, hohen Temperaturen, aber auch bei Nährstoffmangel* oder Mistelbefall. Nach Infektionen bilden sich warzige Strukturen auf der Rinde, die dann  aufreißt und schließlich die schwarzen Fruchtkörper des Pilzes sichtbar werden lässt. Die Rinde löst sich dann manchmal vollständig ab, der Holzteil verfärbt sich meist schwarz und überwallt nur schlecht.

Wo der Befall beginnt ist abhängig vom Alter der Bäume: bei Jungbäumen findet man die Symptome eher im Stammbereich, bei älteren Bäumen eher an den Leitästen. Besonders gefährdet sind Jungbäume vom 6. bis 10. Lebensjahr: hier kann der Rindenbrand schnell stammumfassend werden, was zum Absterben der Bäume führt. 

Was Hoffnung macht: vitale Bäume können bei kleineren Infektionen Abwehrzonen ausbilden und damit  die weitere Ausbreitung des Pilzes zumindest bis zur nächsten Stressphase begrenzen. Und nicht jede schwarze Verfärbung am Baum ist besorgniserregend: gerade an Schnittstellen bilden sich oft völlig ungefährliche Schwärzepilze, die nur direkt auf der Oberfläche angesiedelt sind. Bei Unsicherheiten kann man Proben nehmen und diese derzeit kostenlos im LTZ Augustenberg untersuchen lassen.

 

Hinweise des LTZ Augustenberg und anderer Forschungseinrichtungen 
zur Prävention und Bekämpfung von Diplodia

Um die Widerstandsfähigkeit der Bäume gegenüber einer Infektion zu erhöhen, sollten die Bäume bestmöglich mit Wasser und Nährstoffen* versorgt werden.

Die Standortwahl spielt dabei eine entscheidende Rolle: Standorte mit guter Wasserversorgung und tiefgründigen Böden. Wenn eine Fläche an einem Hang ist, dann sind die Nordhänge besser geeignet als ein Südhang. 

Verletzungen, die durch Anfahren oder Anbinden verursacht werden, sind zu vermeiden. Außerdem sollte bei jungen Bäumen ein Wildverbisss- und Wühlmauschutz angebracht werden. 

Derzeit wird im Rahmen eines Versuches geprüft, inwieweit durch einen (ganzjährigen) Weißanstrich von Stamm und stärkeren Ästen ein möglicher Infektionsweg durch Sonnenbrandschäden, Frost- und Wachstumsrisse verhindert werden kann. Noch kann das LTZ  nicht abschließend sagen, ob die Weißelwirkung den Rindenbrandbefall beeinflussen kann!

Auch die Sortenwahl scheint ein wichtiger Einflussfaktor in Bezug auf die Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Schwarzen Rindenbrand zu sein. Topaz, Glockenapfel, Kaiser Wilhelm und Oldenburger scheinen besonders anfällig zu sein. Dagegen sind Brettacher, Winterrambur, Rheinischer Bohnapfel, Rewena und James Grieve widerstandsfähiger gegenüber der Pilzkrankheit. In diesem Bereich werden aktuell Erhebungen durchgeführt, um die Anfälligkeit verschiedener Apfel- und Birnensorten zu bewerten. 

Sanierungsmaßnahmen durch Ausschneiden werden bei sehr frühzeitiger Erkennung als teilweise erfolgverspre-chend beschrieben. Bei späterer Behandlung sind die Beobachtungen im Hinblick auf den Erfolg uneinheitlich und hängen neben dem Ausmaß der Infektion sicher auch  von der Art der Wundversorgung ab. 

Nach Infektionen ist häufig nur eine kleine Partie der Rinde schwarz verfärbt, während der Schaden unter der Rinde oftmals deutlich größer ist. Durch Ausschneiden bis ins gesunde Holz schafft man häufig erhebliche Verletzungen, die viel Zeit benötigen, um zu überwallen und solange als Eintrittspforte für den Pilz offen stehen. Verschiedene Wundverschlussmethoden (z. B. Lehmverband mit ver-schiedenen Zusätzen), die die Wundheilung fördern, werden geprüft.

Neben dem Ausschneiden ist das sogenannte "Kauterisieren" eventuell eine Möglichkeit der Behandlung.

Noch ist nicht klar, wie hoch die Ansteckungsgefahr ist, die von stark befallenen Bäumen ausgeht. Rodung könnte man   dann als sinnvoll erachten, wenn auf der Fläche nicht sowieso schon hoher Befallsdruck auf der Fläche herrscht und es sich um einzelne Bäume handelt.. 

Es ist auf jeden Fall wichtig, Schnittgut und Altholz zügig zu entfernen, ev. in den Restmüll zu geben oder zu verbrennen, und nicht der Kompostierung zuzuführen, denn der Pilz verbreitet sich besonders gut auf absterbendem oder toten Holz.

Die Übertragung erfolgt über Wasserspritzer.

Die Erfahrungen auf verschiedenen Versuchsflächen deuten bereits auf die ein- oder andere Maßnahme hin, wie wir dem Schadpilz begegnen können.

Aber: wir haben nicht nur nach dem Hitzesommer 2003, sondern auch in den letzten Jahren, schon sehr viele Bäume durch den Rindenbrand verloren, bei fortschrei-tendem Klimawandel kann es, wenn das so weitergeht, vielleicht schon in den nächsten Jahren zu einer existenziellen Bedrohung des Streuobstanbaus kommen. 

So sind wir Streuobstwiesenbesitzer dringend auf die Forschung und deren Förderung durch die Bundesländer angewiesen: wir brauchen möglichst bald weitere ver-lässliche Informationen zur Bekämpfung und insbe-sondere zur Prävention dieser Krankheit, um trotz fort-schreitenden Klimawandels weiterhin Streuobst im her-kömmlichen Sinne anbauen zu können. 

*:  Die Versorgung unserer Bäume mit Nährstoffen (z.B. Magnesium, gute POMO-Erfahrungen mit "Keserit") ist wohl für viele Vereinsmitglieder interessant. Wir wollen wir uns daher bei einem der nächsten Stammtische damit näher befassen. 

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Schwarzer Rindenbrand im Kernobst: Probenuntersuchung im Rahmen des Diplodia-Projektes des LTZ zeitlich begrenzt kostenlos

Im Rahmen eines Diplodia-Projekts ermittelt das LTZ Augustenberg (kostenfrei), wie weit der Schwarze Rindenbrand in Deutschland verbreitet ist. Um aussage-kräftige Daten zur Verbreitung zu bekommen, werden Obstanbauern, deren Kernobst von Schwarzem Rindenbrand betroffen ist, gebeten, Proben an das LTZ zu schicken. Alle weitere Informationen im Probenbegleitschein unten.

Wundbehandlung mit Lehm                               Foto:Klaus Rupp