Auch diesen Stammtisch konnten wir gemeinsam mit dem Pomologenverein organisieren. Nach der Begrüßung ließ Christoph Werner uns nochmal an seinen Erfahrungen bei der Ernte mit der Apfelauflesemaschine teilnehmen.
Dann konnten wir die bestellten Reiser - natürlich den Bittenfelder Sämling, da waren wir uns mit den Mitgliedern des Pomologenvereins einig - an viele interessierte Mitglieder ausgeben, mehr dazu auf dieser Homepage unter dem Menupunkt "Veredelung".
Der Höhepunkt des Abends war die Ausstellung von über 50 alten Apfelsorten und der damit verbundene Vortrag. Ein befreundeter Pomologe aus dem benachbarten Elsass stellte mit großem Fachwissen und Eloquenz verschiedene Äpfel nicht nur aus pomologischer Sicht vor:
Viele von uns kennen den kleinen purpurroten Zwiebelapfel. Dieser ist im Elsass unter dem Namen "Christkindler" bekannt. Seit gestern kennen wir die Geschichte:
Noch lange bevor Weihnachtsbäume in den süddeutschen Raum kamen, zierten diese schon am Anfang des 17. Jahrhunderts in Straßburg und dem Elsass die Wohnstuben betuchter Bürger. Geschmückt waren die Bäume mit Kerzen, Walnüssen und ... vielen kleinen roten Äpfeln.
Unser Referent aus Froschwiller führte uns mit interessanten Anekdoten rund um unsere geliebten Äpfel nicht nur durch die elsässische und badische Geschichte, sondern weit darüber hinaus: einige der gezeigten Apfelsorten haben ihre Wurzeln in weiteren eurpäischen Ländern wie Belgien, der Niederlande oder Russland oder sie kommen aus Vorderasien, dem sogenannten Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris.
Bei unserem Ausflug Ende Dezember werden wir lernen, wie man Reiser am besten schneidet und im Frühjahr damit selbst Bäume veredeln: werden sich Liebhaber für den 3-Jahresapfel, den Berner Rosenapfel, den Himbeerapfel von Holowaus, die Elsässer rote Winterrenette oder den Großen Alexander finden? Mit etwas Glück bekommen wir den ein- oder anderen Reiser interessanter Sorten aus dem Elsass.
Gut besuchter Stammtisch mit Mitgliedern des Pomologenvereins aus Schorndorf, Heilbronn und dem Elsass
Ein anderes Mitglied des Pomologenvereins stellte ein neuartiges Gartengerät vor, eine stabile Doppelgrabegabel zur Auflockerung des Bodens. Mit dieser ist aufgrund der ergo-nomischen Bauweise eine rückenschonende Lockerung fester, verdichterter Böden bis zu 40cm Tiefe möglich. Wasser und Nährstoffe können danach gut in die Erde eindringen.
Interessant war eine Diskussion über die Wühlmausbekäm-pfung auf unseren Streuobstwiesen. Vieles, was auf den ersten Blick plausibel erscheint, ist in der Praxis nicht hilfreich oder sogar kontraproduktiv. Bemerkenswert ist u.a. der Hinweis, dass ein Mähen nach der Ernte um die Baumscheibe es Raubvögeln erleichtert, die Nager ausfindig zu machen.
Ein Mitglied des Pomologenvereins stellte abschließend vor, wie er selbst Holzkohle aus dem Baumschnitt, der sich auf seinen Streuobstwiesen ergibt, herstellt. Um die entstandene Holzkohle mit Nährstoffen anzureichern, tränkt er diese für eine Zeit z.B. mit Mistbrühe. Dieses Gemisch - mit Erde vermengt und fachgerecht in den Boden eingebracht - kann als Terra Preta die Nährstoffversorgung des Baumes „puffern“ und die Feuchtigkeit im Boden regulieren. Der Pomologe stellte einen Pyrolyseofen vor, den er selbst so verwendet, einen so genannten Kontiki-Ofen. Die Anwendung dieses offenen Verfahrens zur Holzkohleerzeugung wird in andern Ländern viel mehr genutzt als bei uns. Aber man muss einige Dinge bei der Verwendung des Ofens sowie bei der Verarbeitung der Pflanzenkohle beachten: so kann beispiels-weise ungetränkte Holzkohle den umgekehrten Effekt erzielen, den man erwartet: durch die große Oberfläche der Holzkohle können die Nährstoffe aus dem Boden, die dem Baum zur Verfügung standen, in der Pflanzenkohle gebunden werden.
Man kann Pflanzenkohle oder fertige Terra Preta auch kaufen. Eines unserer Mitglieder hat bereits seit Jahren Erfahrung mit selbst hergestellter Terra Preta auf der Basis fertig gekaufter Pflanzenkohle. Unser Rat: Wer an den Kauf eines Pyrolyseofens denkt, sollte sich vorher genau über die Vor- und Nachteile der eigenen Herstellung von Pflanzenkohle informieren. Um die Arbeit mit dem Pyrolyseofen zu testen, kann man im Zweifels-fall einen solchen vor dem Kauf auch mal mieten.
Zu unserer Freude vergrößert sich unser Kreis stetig: wir konn-ten auch bei diesem letzten Stammtisch im Jahr 2021 zwei weitere im Streuobstanbau und der Landschaftspflege kundige und erfahrene Mitglieder gewinnen. Manche von uns kannten euch schon oder zumindest eure Namen: es war schön euch zu erleben und bei uns zu haben.
Wir freuen uns, uns gemeinsam mit den Mitgliedern des Pomologenvereins in fröhlicher und zugewandter Runde über unser Hobby auszutauschen und voneinander zu lernen.